Interview Umsonst und ganz ohne Wasser: Entspannungspädagogin Silke Schmocker aus Owingen erklärt das Prinzip des Waldbadens.
Bad Imnau. Waldbaden funktioniert ganz ohne Wasser. Warum das Wort Baden dennoch perfekt zum neuen Wellnesstrend passt, erklärt die Entspannungspädagogin Silke Schmocker aus Haigerloch-Owingen.
Was ist Waldbaden?
Silke Schmocker: Waldbaden bedeutet drei Stunden Entspannung in der Natur. Das Wort Baden ist aber schon richtig, auch wenn man nicht ins Wasser geht. Man badet in der Atmosphäre des Waldes. Wenn man sich auf die Sinne konzentriert, die Übungen mitmacht, taucht man in den Wald ein – und damit in sich selbst und die eigene innere Ruhe, die man dort findet.
Bei den Übungen geht es unter anderem darum, in den Wald zu riechen,
zu hören und die Natur zu fühlen.
Was ist der Unterschied zum Spazierengehen? Schmocker: Der Unterschied zu einem Spaziergang im Wald ist, dass wir beim Spazierengehen meist schneller unterwegs sind, wir haben ein Ziel. Und auf dieses Ziel richten sich unsere Gedanken oft aus. Vieles geht dadurch an uns vorbei. Bei einem einstündigen Spaziergang legt man etwa vier Kilometer zurück. Beim Waldbaden ist es insgesamt nur ein Zehntel davon. Man geht sehr langsam. Man setzt sich hin, beobachtet die Natur aus der Nähe. Es geht darum, was der Einzelne sieht, wo er ist und was er gerade macht.
Für wen ist Waldbaden geeignet?
Die Methode richtet sich an alle, die sich im Alltag gehetzt fühlen, die immer den Kopf voller Gedanken haben, morgens bereits darüber nachdenken, was sie abends noch erledigen müssen. Das führt zu Erschöpfung. Beim Waldbaden sollen diese Menschen abschalten, entschleunigen, sich von dem Stress lösen. Hat man das einmal unter Anleitung erlebt, kann man das auch ganz gut alleine machen. Für die Übungen braucht man nur sich selbst, man weiß dann, worauf man sich konzentrieren soll, was man machen kann. Wichtig ist, dass die Teilnehmer
Interesse an der Natur haben und sich auf die Übungen einlassen.
Was bringt Waldbaden?
Neben Stressabbau und Energietanken gibt es auch Studien, die besagen, dass der Wald das Immunsystem des Menschen positiv beeinflusst. Ein Grund dafür: Bäume kommunizieren untereinander durch sogenannte Terpene, chemische Verbindungen, die die Pflanzen an die Luft abgeben. Für die Menschen sind die Terpene zwar nicht bewusst wahrnehmbar,
eine gesunde Wirkung sollen sie aber dennoch auf uns haben, vor allem
bei einem längeren Aufenthalt in einem Nadelwald.
Gunar Haid. Die Originalfassung finden Sie hier.